55. Bundeswettbewerb für Jungen und Mädchen in Berlin vom 27. - 30.06.2024
geschrieben von Sush am 02.07.2024
Die Vorfreude auf die Fahrt nach Berlin nahm von Tag zu Tag zu. In den letzten Wochen vor der Regatta trainierten die Kinder vom RVH noch einmal fleißig auf dem Maschsee und am ersten Ferientag wurde noch ein Trainingstag mit zwei Einheiten auf dem Wasser, einer Runde üben für den allgemeinen Sportwettbewerb (ASW) und einem gemeinsamen Mittagessen eingelegt. Den Auftakt für das lange Regattawochenende bildete das gemeinsam Verladen der Boote mit dem RVB, RVS, HRC und DRC am Mittwoch. Der vierstöckige Anhänger wurde randvoll geladen und es war ein ziemliches Gewusel.
Das Gepäck wurde von Caro und Hannah mit dem Auto nach Berlin gefahren, sodass die Sportlerinnen und Sportler gemeinsam mit Frau Lincke entspannt mit dem Zug anreisen konnten. Die niedersächsische Mannschaft hatte das Glück beim Ruderclub Turbine Grünau ihre Boote lagern zu dürfen und dort die Stege nutzen. Das altehrwürdige Gebäude war schon sehr beeindruckend und war nur zwei Grundstücke vom Regattagelände entfernt. Auch wenn nicht alle Mitglieder des Ruderclubs von der Belagerung so begeistert waren, so fühlten wir uns im Schatten der großen Bäume doch bald sehr wohl und genossen die Ruhe dort vor Ort. Natürlich mussten aber auch Boote abgeladen und aufgeriggert werden und das große Niedersachsenzelt auf einer doch ein Stück entfernt gelegenen Wiese aufgebaut werden, bevor anschließend noch eine kurze Trainingsrunde auf dem Wasser gedreht werden konnte. Anschließend ging es zur Eröffnungsfeier auf die frisch renovierte Tribüne, deren Lautsprecheranlage leider nicht ausreichte, gegen die Schlachtrufe der 15 Ruderjugenden anzukommen. 1043 Ruderinnen und Ruderer der Jahrgänge 2010-2012, die in 430 Booten an den Start gingen, und 309 Betreuerinnen und Betreuer wurden vom Gastgeber Berlin herzlich empfangen. Der RVH bildete mit 19 Kinder, 5 Booten und 3 Trainerinnen dabei das größte Team innerhalb der niedersächsischen Mannschaft.
Los ging es am 1. Wettkampftag mit den großen Vierern. Lea, Matilda, Yara und Annabell wurden von Jonathan gesteuert, der als Ersatzmann kurzfristig eingesprungen war, da die eigentliche Steuerfrau Elisabeth als Ruderin in einen Zweier des RVS zu Anna ins Boot stieg, damit diese an den Start gehen konnte, weil ihre Partnerin ausgefallen war. Die tollen Bedingungen auf dem noch sehr glatten Wasser der Dahme in Berlin Grünau konnten die Mädels nicht ganz nutzen und verpassten als 9. Platzierter der Langstrecke von 13 Booten das angepeilte A-Finale, dennoch konnten die fünf eine Silbermedaille für ihren 2. Platz in ihrer Abteilung einfahren. Gleich im folgenden Rennen ging der Jungsvierer mit Maxi, Fabian, Niclas, Michel und Steuermann Julius auf die 3000m der Langstrecke. In der Wende verloren die Jungs ein paar Meter auf das vorausfahrende Boot und auch hier reichte es mit Platz 17 von 24 Booten nicht für das angestrebte B-Finale. In ihrer Abteilung erzielten die Jungs den 3. Platz, für den es aber beim BW keine Medaille gibt, da immer nur der 1. und 2. Platz eine Medaille erhält. Als nächstes ging Elisabeth zusammen mit Anna vom RVS im Zweier auf die lange Strecke, vor der sie doch ziemlich viel Respekt hatte. Auch nach der Wende fuhren die Beiden noch in gleichmäßigem Tempo Richtung Ziel und konnten in der Endabrechnung immerhin zwei Boote hinter sich lassen. Bei strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen waren wir in den Tag gestartet, aber so langsam zog eine sehr dunkle Front in Richtung Regattastrecke und ein Grollen war vom Himmel zu hören. So musste schließlich die Regatta wegen eines Unwetters unterbrochen und alle Boote vom Wasser geholt werden. Die Boote wurden gesichert, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammelten sich auf der Tribüne und warteten das heftige Regenschauer begleitet von Sturm und hohen Wellen ab. Nach 90 Minuten Unterbrechung wurde die Regatta fortgesetzt. Nun waren die "Minis" an der Reihe. Für Nike, Carlotta, Ida, Vera und Steuerfrau Lea P. war es die erste Teilnahme beim BW und die Aufregung war deutlich zu spüren, nur eine Ruderin blieb ganz entspannt. Nicht alle Teile des Rennens verliefen wie gewünscht und die Mädels zeigten nicht ihr ganzes Können, was sehr schade war und dann doch zu ein paar Tränen führte. Es wird noch viele Gelegenheiten geben, bei denen es bestimmt besser klappt. Im Doppeljahrgang 2011/2012 belegten die durchgehend dem jüngeren Jahrgang angehörenden fünf Mädels am Ende den 13. Platz auf der Langstrecke. Nach dem Gewitter hatten sich die Bedingungen auf dem Wasser doch deutlich verändert. Es war welliger und nach der Wende wurde der Gegenwind von Stunde zu Stunde immer heftiger, sodass auch einige Boote kenterten. Mit dem Wind nahmen es als nächstes Boot Anton und Jonas im leichten Jungenzweier auf. Auch diese beiden Ruderer gehören im Doppeljahrgang dem jüngeren Jahrgang an. In diesem Alter sind die Größenunterschiede doch beachtlich und zum erlaubten Höchstgewicht fehlen den Jungs 8 bzw. 10 kg. Sie manövrierten ihr Lieblingsboot H2O sicher über die Strecke und belegten am Ende den 3. Platz in ihrer Abteilung und den 17. Platz von 21 Booten insgesamt über die 3000m. Dann ging noch unser Einzelkämpfer Noah im leichten Jungeneiner 13 Jahr an den Start. Er konnte seine Ausdauerstärke über die lange Distanz ausspielen und sich mit dem 8. Platz über den langen Kanten für das B-Finale qualifizieren, was in einem Feld von 18 Booten eine ganz tolle Leistung ist.
Bei der Siegerehrung für die Langstrecke schmetterten die Landesruderjugenden lautstark ihre Schlachtrufe und unsere großen Jungs waren als Anpeitscher kräftig mit dabei. "Wer kommt mit der Pferdekraft? Die RJN-BW-Mannschaft! Sieben Inseln, hundert Flüsse…". Leider konnte aufgrund der zu leisen Lautsprecheransagen die Stimmung nicht so richtig aufkommen und aufgrund der Verschiebung durch die Unwetterunterbrechung wurde die Siegerehrung nach der ersten Hälfte abgebrochen, weil es auch so schon spät genug geworden war.
Auch am Samstag ging es für einige wieder sehr früh los. Auf dem Programm stand der ASW. Insgesamt acht Übungen galt es für alle zu absolvieren. Bei diesen Übungen war neben Kraft, wie beim Medizinballstoßen, auch sehr gute koordinative Fähigkeiten, wie bei der Seilwanderung oder dem Biathlon, gefragt. Neben dem sportlichen Teil galt es jedoch auch den Wissenstest erfolgreich zu überstehen. 95 Riegen mit je 9-10 vereinsgemischten Sportlerinnen und Sportlern in 16 Abteilungen gingen an den Start und Niedersachsen schaffte es in diesem Jahr 3 Abteilungen zu gewinnen und lag somit in der Gesamtwertung nach der Langstrecke und dem ASW auf Platz 7. Bei allen niedersächsischen Siegen waren RVH-Sportlerinnen und Sportler beteiligt und Annabel, Anton, Matilda, Maxi, Fabian und Niclas durften sich über eine Goldmedaille freuen. Den sehr sonnigen und heißen Tag hatte alle halbwegs gut mithilfe von viel Wasser und einem schattigen Platz unter einem Baum gut überstanden.
Am Sonntag startete der Tag noch früher. Hannah war zusammen mit Noah bereits um 6:00 Uhr an der Strecke zum Frühstück. Ein Gewitter sorgte dann jedoch für eine Verschiebung des ersten Starts um 30 Minuten, sodass dann doch noch etwas mehr Zeit als geplant war. Im B-Finale lief es für Noah nicht so wie gewünscht und es zeigte sich, dass seine Stärken nun mal auf der Langstrecke und nicht auf den 1000m liegen, dennoch kann Noah mit seinem Abschneiden beim BW insgesamt sehr zufrieden sein, denn bei ihm stand im letzten Jahr das Trampolinturnen an erster Stelle und nicht das Rudertraining. Bei Elisabeth und ihrer Zweierpartnerin Anna waren die Ziele etwas anders gesteckt, denn schließlich hatten die beiden vorher nie zusammen trainiert und der Spruch "Dabeisein ist alles" trifft es sicherlich am Besten. Auch im 1000m-Rennen konnten die beiden ein Boot hinter sich lassen und können somit mit ihrem doch sehr spontanen Einsatz beim BW zufrieden sein, denn Elisabeth hat als eigentliche Steuerfrau auch nicht wirklich viel rudernd trainiert. Für die anderen vier Boote waren die Ziele ganz klar gesteckt. Es sollte versucht werden, den Finallauf zu gewinnen. Dass das so gut klappen würde hätte niemand erwartet. Jonas und Anton machten den Anfang mit ihrem Sieg im D-Finale. Die Minis konnten nachlegen und ihr C-Finale gewinnen, ebenso der große Jungsvierer und auch der große Mädelsvierer nahm im B-Finale den Platz ganz oben auf dem Siegerpodest ein. Viele freudestrahlende Gesichter, glückliche Trainerinnen und jubelnde Eltern fielen sich in die Arme und drückten sich herzlich. In der Gesamtwertung konnte Niedersachsen am Ende auf einem tollen 7. Platz landen.
Nach 4 erfolgreichen, langen, anstrengenden, erlebnisreichen und tollen Tagen ging es dann für die meisten aus der RVH-Familie zurück nach Hannover. Sowohl die Aktiven als auch die Trainerinnen hatten viel Spaß mit dem lustigen Haufen.
Herzlichen Glückwunsch an alle RVH-Ruderinnen und Ruderer für ihre tollen Leistungen beim BW, die nur durch die fleißige und regelmäßige Teilnahme am Training erzielt werden konnten. Weiter so!
(Der Artikel ist mal wieder etwas länger geworden, aber es waren auch 4 vollgepackte Tage und viele Wettbewerbe über die ich berichten wollte.)
Anke Lincke